Schon seit vielen Jahren beschäftigen wir uns mit der Umsetzung wirklich attraktiver und komfortabler Fahrradabstellanlagen und beraten in diesem Zusammenhang zahlreiche private Bauherren, Kommunen und Projektentwickler.
Mit unserer Zusammenarbeit mit ector hoogstad architecten – den Planern des weltweit größten Fahrradparkhauses in Utrecht mit 12.000 Stellplätzen – sowie der gemeinsamen Veröffentlichung des Gestaltungsleitfadens Fahrradparken haben wir viele unserer Erkenntnisse bereits zusammengetragen.
Während wir feststellen, dass die Anforderungen an Erschließungskomfort und funktionale Ausstattung erfreulicherweise zunehmend in den Fokus rücken, bleiben wir auf der Höhe der Zeit – und der Technik. Unsere Kollegin Katharina Wu hat sich dazu zwei realisierte Beispiele in Berlin angeschaut: die Fahrradabstellanlage von DSTRCT.Berlin an der Landsberger Allee sowie das Bike Parking am Potsdamer Platz, umgesetzt durch Kinzo Architekten.
Beim DSTRCT.Berlin überzeugt die integrierte Planung einer hochwertigen Fahrradgarage, in der auch die fußläufige Erschließung und der Zugang zu Umkleiden und Duschen mitgedacht wurden. Ein einheitliches Schließsystem, klare Orientierung und gute Lichtführung schaffen Sicherheit und Komfort. Das Bike Parking am Potsdamer Platz zeigt, wie sich bestehende Räume innovativ umnutzen lassen: öffentlich zugänglich, mit unterschiedlichen Abstellsystemen für verschiedene Komfortniveaus und einer technischen Unterstützung beim Schieben der Fahrräder – eine überzeugende Lösung mitten in der Stadt.
FrĂĽhzeitige Planung & konsequente Umsetzung
Womit insbesondere das DSTRCT.Berlin punktet, ist die frühzeitige und konsequente Integration des Fahrradparkens in die Gesamtplanung. In den Untergeschossen zeigt sich dies in der Lage, Erreichbarkeit und Aufenthaltsqualität der Anlage. Ein wichtiger Mechanismus, der das Sichern von Qualitätsmerkmalen ermöglicht hat, ist die Zertifizierung durch das Good Mobility Council – initiiert von unserem ehemaligen Kollegen Christian Scheler. Durch die angestrebte und erreichte Platin-Zertifizierung konnten bereits in der Planungsphase durch Vorprüfungen, Beratung und transparente Kriterien besonders qualitätvolle Lösungen gesichert und faule Kompromisse vermieden werden.
Neue Narrative der Mobilitätswende
Beide Projekte zeigen, dass attraktives Fahrradparken heute als Mehrwert und Teil der Mobilitätswende verstanden wird – nicht als Pflichtaufgabe. „Mobilitätswende als Chance“ betiteln Kinzo Architekten ihr Projekt auf der eigenen Website, und auch DSTRCT.Berlin kommuniziert die Anreise mit dem Fahrrad als echten Standortvorteil.
Wir erleben hier, was sich auch bei Quartiersentwicklungen mit reduzierten Stellplatzschlüsseln zeigt: Die Stärkung des Umweltverbunds erhöht die Attraktivität für Bewohnende und Beschäftigte – und sie funktioniert. Der Entwickler HB Reavis konnte für das DSTRCT.Berlin frühzeitig eine Vollvermietung vermelden. Darüber hinaus wurde aus der Vermietung der Fahrradstellplätze ein eigenständiger Business Case entwickelt – ein Ansatz, für den vielerorts im Vergleich zu Kfz-Stellplätzen noch Mut fehlt.
Zwischentöne ausloten, aber Qualität sichern
Eine zentrale Herausforderung bleibt, bei komplexen Rahmenbedingungen – etwa im Bestand oder bei engen Flächenverhältnissen – funktionale und komfortable Lösungen zu finden.
Gerade bei Anlagen in Untergeschossen können technische Hilfen wie Förderbänder oder Treppenspuren eine sinnvolle Ergänzung sein. Das Bike Parking am Potsdamer Platz nutzt hier eine technisch unterstützte Treppenspur, die das Schieben der Räder erleichtert. Vergleichbare Ansätze finden sich etwa in der Fietsenstalling 18 Septemberplein in Eindhoven, wo Fahrsteige gemeinsam von Fußgänger:innen und Radfahrenden genutzt werden können.
Solche Lösungen können pragmatische Wege sein – entscheidend ist, dass sie sorgfältig geplant und hochwertig umgesetzt werden, um im Alltag denselben Nutzungskomfort zu bieten wie großräumige Neubauten.