Good Practice Exkursion Fahrradparken 🚴🏼‍♀️

Schon seit vielen Jahren beschäftigen wir uns mit der Umsetzung wirklich attraktiver und komfortabler Fahrradabstellanlagen und beraten in diesem Zusammenhang viele private Bauherren, Kommunen und Projektentwickler.

Mit unserer Kollaboration mit ector hoogstad architecten – den Planern des weltweit größten Fahrradparkhauses in Utrecht mit 12.000 Fahrradplätzen – und der gemeinsamen Veröffentlichung des Gestaltungsleitfadens Fahrradparken haben wir viele unserer Erkenntnisse bereits zusammengetragen.

Während wir feststellen, dass die Anforderungen an Erschließungskomfort und funktionale Ausstattung erfreulicherweise weiter in den Fokus rücken, bleiben wir auf der Höhe der Zeit – und der Technik. Unsere Kollegin Katharina Wu hat sich dazu zwei umgesetzte Beispiele in Berlin angeschaut:

– die Fahrradabstellanlage von DSTRCT.Berlin an der Landsberger Allee
– sowie das Bike Parking am Potsdamer Platz, umgesetzt durch Kinzo Architekten

FrĂĽhzeitige Planung & konsequente Umsetzung

Womit insbesondere das DSTRCT.Berlin punktet, ist die sehr integrierte Berücksichtigung einer hochwertigen Fahrradabstellanlage. In den Untergeschossen zeigt sich das in der Lage und Qualität der Fahrradrampe: eine komfortable Breite, auf der sich auch Lastenräder begegnen können, sowie eine angenehm befahrbare Rampenneigung von rd. 7 %.

Ein wichtiger Mechanismus, der das kleinteilige Sichern von Qualitätsmerkmalen ermöglicht hat, ist die Zertifizierung durch das Good Mobility Council – initiiert von unserem ehemaligen Kollegen Christian Scheler (Grüße gehen raus!). Durch die angestrebte und erreichte Platin-Zertifizierung konnten bereits in der Planungsphase durch Vorprüfungen, Beratung und transparente, gut gewählte Zertifizierungskriterien besonders qualitätvolle Lösungen gesichert und faule Kompromisse vermieden werden.


Neue Narrative der Mobilitätswende

Was bei beiden Projekten auffällt: Attraktives Fahrradparken wird hier nicht als Pflichtaufgabe, sondern als Benefit und Teil der Mobilitätswende verstanden und entsprechend kommuniziert. „Mobilitätswende als Chance“ betiteln Kinzo Architekten ihr Projekt auf der eigenen Website. Auch DSTRCT.Berlin kommuniziert den Fokus auf die Anreise mit dem Fahrrad als echten Standortfaktor für die Büros. Wir erleben hier im urbanen Kontext, was sich auch bei Quartiersentwicklungen mit reduzierten Stellplatzschlüsseln zeigt: Die Stärkung des Umweltverbunds geht einher mit einer höheren Attraktivität für Bewohnende und Beschäftigte – und es funktioniert.

Der Entwickler HB Reavis konnte für das DSTRCT.Berlin frühzeitig eine Vollvermietung vermelden. Darüber hinaus wurde aus der Vermietung der Fahrradstellplätze ein Business Case entwickelt – ein Ansatz, für den vielerorts im Vergleich zu Kfz-Stellplätzen noch Mut fehlt.


Zwischentöne ausloten, aber faule Kompromisse vermeiden

Eine Herausforderung bleibt in vielen Fällen, Lösungen für die vielschichtigen Flächen- und Interessenkonflikte zu finden – insbesondere beim Bauen im Bestand und der Erschließung von Anlagen.

Gerade bei Fahrradabstellanlagen in Untergeschossen zeigt sich dies immer wieder: Während ausreichend breite Rampen mit attraktiven Neigungen das Zielbild bei Neubauten sein müssen, gibt es bei räumlichen Einschränkungen auch andere technische Möglichkeiten, um Höhenniveaus komfortabel zu überwinden. Ein Beispiel dafür ist das Bike Parking am Potsdamer Platz, das eine technisch unterstützte Treppenspur nutzt. In Teilbereichen von Abstellanlagen, in denen keine Plätze für Lasten- oder Sonderfahrräder vorgesehen sind, kann dies eine praktikable Lösung sein. Im Zentrum von Eindhoven wird in der Fahrradabstellanlage Fietsenstalling 18 Septemberplein eine vergleichbare Herausforderung mit Fahrsteigen gelöst, die von Fußgänger:innen und Radfahrenden (schiebend) gemeinsam genutzt werden können. So lassen sich deutlich steilere Neigungen auf geringem Flächenbedarf überwinden.

Solche Lösungen können pragmatische Ansätze sein – wichtig ist jedoch, dass sie im Detail (z. B. Mindestbreiten, technische Ausführung, Beleuchtung, Oberflächen) sorgfältig geplant und umgesetzt werden, damit sie im Alltag tatsächlich einen vergleichbar hohen Nutzungskomfort bieten.